„Wenn der Zug nicht mehr fährt, hör ich mit der Schule auf!“, war die spontane Reaktion von Sophia Pongratz, die ab Dienstag die neunte Klasse am Gymnasium Viechtach besuchen wird, als sie von der geplanten Stilllegung der Bahnstrecke Gotteszell – Viechtach gehört hat. Deutlich ernster als diese Drohung ist der Vierzehnjährigen das Anliegen, dass die Bahnstrecke nach dem Probebetrieb dauerhaft erhalten bleibt.

Die Jugendliche nutzt den Zug nicht nur für ihren Schulweg, sondern auch in der Freizeit, um Freunde zu treffen oder Ausflüge zu unternehmen. Als überzeugte Bahnfahrerin ist sie empört über die Entscheidung aus dem Verkehrsministerium. Sie genießt die sozialen Kontakte bei den Zugfahrten, bei denen man deutlich mehr Platz hat als in den oft überfüllten Bussen, zum Teil wird Karten gespielt oder noch gelernt. Ihr geht es aber um weit mehr als die Schülerbeförderung, nämlich um die Mobilität aller Jugendlichen in der Region und die Umwelt. Unterstützung bei ihrer „Mission Zukunft“ erfährt Sophia von Seiten des Elternbeirats und der Schulleitung des Gymnasiums. Schulleiter Martin Friedl sowie

Silke Schmelmer und Robert Pangerl vom Elternbeirat waren am Donnerstag zu einem Treffen am Viechtacher Bahnhof gekommen. Nicht nur von ihren eigenen Kindern, die zum Teil bereits studieren, wissen sie alle, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr und die Anbindung an die Großstädte angewiesen sind. Pangerl betont, man wolle nicht Bus und Bahn gegeneinander ausspielen, sondern müsse beides in ein sinnvolles Gesamtkonzept integrieren. Schmelmer geht auf den Aspekt der Nachhaltigkeit ein: „Die Jugend rüttelt die ältere Generation immer wieder auf, dass wir alle uns umweltschonender verhalten müssen. Da ist die Stilllegung der Strecke absolut nicht zukunftsweisend.“ Auch Friedl zeigt Unverständnis für die Entscheidung aus dem Ministerium: „Es wundert mich schon, woher man dort bereits ein Jahr vor Ende des Probebetriebs wissen kann, wie sich die Zahlen entwickeln.“ Aus seiner Sicht wird der Zug gut angenommen, für die Schüler wäre eine bessere Anpassung an die Unterrichtszeiten noch optimal. Da nickt auch Sophia, die von ihrem Wohnhaus direkten Blick auf die Strecke hat und beobachtet, dass der Zug oft voll ist. Pangerl verweist in diesem Zusammenhang auf das unterschiedliche Zahlenmaterial von Ministerium und dem Go-Vit-Verein, hier sieht der Kreisrat dringenden Klärungsbedarf.

Auf eine Waldbahn als Hintergrund des Fotos musste die Gruppe verzichten, denn derzeit ist auf der Strecke ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, weil neben anderen Ertüchtigungsmaßnahmen eine neue Beschrankung zwischen Patersdorf und Teisnach entsteht. Absurderweise haben die Bauarbeiten wenige Tage nach Bekanntwerden der Entscheidung aus dem Ministerium begonnen. Sophia ist zuversichtlich, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist und sie die Schule auch noch bis zum Abitur besuchen wird.