Prävention zum Thema Esstörungen –

„Hab Mut zu dir“ war die zentrale Botschaft eines szenischen Vortrags des „Mutweltentheaters“ für die achte Jahrgangsstufe. Die Präventionsveranstaltung wurde initiiert und finanziert von Kiwanis Viechtach, deren stellvertretender Vorsitzender Jürgen Freundorfer ebenfalls zu dem Vortrag von Susanne Bloß und Sonja Welter gekommen war. Die beiden jungen Frauen nahmen ihre Zuhörer anhand einer Bildershow mit auf eine Reise durch die Zeit und rund um die Welt, um zu veranschaulichen, dass Schönheitsideale gesellschaftlich definiert sind. Während bei uns in Europa sonnengebräunte Haut für Komplimente sorgt, bemühen sich Menschen in Asien um einen möglichst blassen Teint. Die Schönheitsindustrie hält für jeden Wunsch etwas bereit: Bräunungs- oder Bleichcreme, Lockenmittel für die Haare oder zahlreiche Diätpulver – und suggeriert damit: So wie wir sind, sind wir nicht in Ordnung. Dass von diesem Glauben auch die Viechtacher Schüler nicht verschont sind, zeigte eine kleine „blinde“ Umfrage. Fast allen Schülern fiel spontan etwas ein, was sie an ihrem Körper verändern möchten, falls eine gute Fee ihnen das ermöglichen würde.

Während sich der Körper jedoch meist nicht so schnell verändern lässt, kann man Bilder heutzutage mit wenigen Klicks gravierend verändern und scheinbar optimieren. Retouche ist das Schlagwort, das aus der Medienbranche und der Werbeindustrie nicht mehr wegzudenken ist. „Superstars haben sogar ihre eigenen Retoucheure“ verriet Sonja Welter den Schülern und zeigte dann erstaunliche Beispiele von Bildmanipulationen – dünner, muskulöser, größere Augen und straffere Haut, auf jeden Fall jünger und „schöner“ soll es wirken, um den Kunden zu zeigen: So kannst auch du aussehen, wenn du nur unsere Produkte kaufst. Und auch für die Jugendlichen gehören „Filter“, mit denen man etwa auf Snapchat das eigene Bild verändern kann, längst zum Alltag. „Haust dir den Filter drauf, schaugst guat aus!“ fasste Susi Bloß humorvoll zusammen und sorgte damit für Lacher. Überhaupt gelang es den beiden Schauspielerinnen mit einem abwechslungsreichen Mix aus anschaulichem Bildmaterial, informativen Fakten, privaten Anekdoten und szenischen Elementen sehr gut, die Achtklässler zu erreichen und ihnen die Bedeutung des Themas bewusst zu machen. Jugendliche, die sowieso in einer Phase der Selbstfindung sind, fühlen sich oft sehr unter Druck, dem vorgegaukelten Ideal möglichst nahe zu kommen. Sie habe als Jugendliche daher angefangen Kalorien zu zählen, erzählte Bloß, und sei nur knapp an einer Essstörung vorbeigeschrammt. Denn der Einstieg in eine Essstörung passiert oft schleichend, daher ist es wichtig die Anzeichen schon früh zu erkennen. Besonders gefährlich an Magersucht ist, dass sich die Selbstwahrnehmung im Laufe der Erkrankung nachweislich verändert. Magersucht, Bulimie oder Fettsucht haben ernsthafte Folgen. „Wenn der Körper nicht mehr genug Energie hat, schaltet er als erstes die Funktionen ab, die nicht lebensnotwendig sind, z.B. Konzentrationsfähigkeit oder auch die Fruchtbarkeit“, zeigte Sonja Welter auf und zögerte nicht, den Schülern schockierende Bilder erkrankter Menschen zu zeigen. Zufuhr von Anabolika, einer Substanz, die die Muskeln unnatürlich schnell wachsen lässt, kann unter anderem zu schwerwiegenden Organschädigungen führen.

Die beiden Frauen ermutigten die Schüler dazu, Anzeichen einer Essstörung ernst zu nehmen. Wenn eine Freundin zum Beispiel immer sagt, sie habe keinen Hunger, wenn es etwas zu essen gibt. An der Schule sind neben Lehrern vor allem auch die Sozialpädagogin oder die Schulpsychologin sehr gute Anlaufstellen, da sie Schweigepflicht haben und dadurch eine sichere Gesprächsatmosphäre bieten können.

Vor allem aber zeigten sie auch die eigene Verantwortung der Schüler im Umgang untereinander auf, denn unbedachte Kommentare etwa über eine enge Jeans können viel auslösen. „Die Macht der Worte ist riesig“, gab Welter den Schülern mit auf den Weg, deswegen „sagt euch lieber öfter mal was Nettes“.