Vernebelte Sicht durften die 66 Viechtacher Abiturientinnen und Abiturienten am Donnerstag in den Deutschprüfungen nicht haben, um die richtige Wahl zwischen den fünf Themen zu treffen. Die gern gewählte Lyrikanalyse wartete diesmal mit dem Gedicht „unterwegs im nebel“ von Jan Wagner aus dem Jahr 2001 auf. Es nimmt den Leser mit auf eine Autobahnfahrt, auf der Scheinwerferkegel wie klägliche Insektenfühler nach der verborgenen Sonne tasten. In einem zum Vergleich gegebenen Textausschnitt aus „Homo faber. Ein Bericht“ verbringt der Protagonist eine Regennacht bei unerträglicher Hitze.

Sowohl die Dramenaufgabe als auch der erzählende Text standen im Zeichen der Liebe:

„Eine sterbende Liebe ist schöner ist als eine werdende“ stellt Leonce in Georg Büchners Drama „Leonce und Lena. Ein Lustspiel“ fest und trennt sich postwendend von seiner Geliebten Rosetta. Einem Liebenden in der Erzählung „Ein Abschied“ von Arthur Schnitzler bereitet die Abwesenheit der Geliebten hingegen große Schmerzen und er ringt nach Erklärungen für ihr tagelanges Ausbleiben.

Neben den literarischen Themen stehen immer auch zwei Aufgaben zu einer pragmatischen Textform zur Wahl. Ausgehend von einem Beitrag des Literaturkritikers Gustav Seibt sollte in diesem Jahr Framing, also die bewusste Wahl von sprachlichen Rahmen untersucht werden. In der argumentierenden Aufgabe war eine Auseinandersetzung mit Internetrezensionen zu literarischen Texten gefragt. Dabei konnten die Abiturienten unter anderem auch den Trend von #BookTok, unter dem man Buchempfehlungen bei TikTok findet, einbeziehen.

Bettina Wensauer