Schultheater am Gymnasium mit Märchenstück und moderner Komödie

Weiter hätte Spielleiter Oberstudienrat Heiduk den Programmbogen für den herbstlichen Theaterabend am Gymnasium in der Tat kaum spannen können: Auf dem Programmzettel der Aufführungen seiner Wahlkurse „Theater“ waren zwei Stücke höchst unterschiedlicher Art und Thematik angekündigt: Das Unterstufentheater hatte „Das singende springende Löweneckerchen“ nach dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm angekündigt. Der zweite Teil des Abends in der Aula des Gymnasiums versprach einen Blick in modernes Theater: Die Schüler der 10.Klassen hatten sich eine adaptierte Fassung der Komödie „L’Art“ von Yasmina Reza vorgenommen und damit einen Welterfolg auf ihre Dimensionen zugeschnitten.

Christoph Heiduk ist bekannt dafür, bei seinen Schüleraufführungen aufwendige Kulissen zu vermeiden und mit minimalen Mitteln Theater zu inszenieren, dafür aber viel mit Pantomime, Laterna Magica und überraschenden Effekten arbeiten zu lassen. So auch am vergangenen Freitagabend. Vor den gut gefüllten Rängen der Aula begann die Erzählung des wenig bekannten Grimm-Märchens mit pantomimischen Mitteln: Ein Vater von vier Mädchen geht auf Reisen und soll seiner Jüngsten ein „Löweneckerchen“, eine Lerche, mit nach Hause bringen. Der Wunsch bringt ihn aber in Lebensgefahr und er muss einem Löwen das erste Lebewesen versprechen, das ihn daheim begrüßen werde. So gerät Hannah, die liebreizende Emilia Moser, die ihrem Bühnenvater Kevin Stürz als erste entgegeneilt, in die Fänge des Löwen: Hinter der furchterregenden Löwenmaske verbarg sich aber zugleich der verwunschene Prinz (Daniel Hofer), der nur nachts in seine menschliche Gestalt schlüpfen durfte und bei Berührung mit Tageslicht unsichtbar wurde.

Hannah ist ihrem Prinzen der Nacht in Liebe zugetan. Aber trotz der fast ganz abgedunkelten Bühne trifft den Liebhaber ein zufälliger Lichtstrahl und es beginnt für das Mädchen, das seinen nun verschwundenen Prinzen mit unverbrüchlicher Treue und Liebe sucht, eine lange Reise in die Ferne und unter wilde Tiere. Die stampften, brüllten, hüpften und bedrängten, in schwarze Kostüme gehüllt und mit Tierlauten untermalt, die zarte Bühnen-Hannah. Erst ein schlauer Trick befreite sie und brachte sie ihrem Prinzen zurück. Das Happy-End und die Spielfreude der Unterstufenschüler hatten sich ihren Applaus redlich verdient, bevor die Pause den zweiten Teil des Abends einläutete.

Die Idee zum 1994 in Paris uraufgeführten Stück „L’Art“ , das in 40 Sprachen übersetzt wurde, kam der mit Preisen überhäuften Autorin durch ein Erlebnis mit einem Freund. Der hatte ein weißes Bild gekauft und dafür 200.000 Euro bezahlt. Sie brüllte vor Lachen, als er ihr den Preis für die rein weiße Leinwand nannte, er allerdings auch, und sie blieben Freunde. „Kunstverständnis“ und „Freundschaft“ sind denn auch die beiden Themen der Komödie, die die Gymnasiasten auf die Bühne brachten. Erstaunlich, wie textsicher der durch eine Erbschaft reich gewordene, durch den Kauf des Kunstwerks aber wieder arme Wilson Gonzales (kunstsinnig-abgehoben: Pavel Majer) und seine Freunde die hohen sprachlichen Hürden des Stücks bewältigten: der bodenständig veranlagte Alois (Moritz Gierl), der konziliante Balthasar (Jonas Fuhrmann), Matthias Vogl als leidenschaftlicher Otto und herrlich komisch: Johannes Reisinger in der Rolle des Georg.

Denn alles liegt bei dieser Komödie in der Gesprächshandlung, die jede Schattierung von Kunstauffassung durchkonjugiert, bis in philosophische Bereiche vordringt und wegen der unterschiedlichen Reaktionen der vier jungen Männer auf den irrsinnig teuren Kauf des „Gemäldes“ auch die Freundschaft unter ihnen auf harte Proben stellt. Dazu kommen noch Probleme wegen Ottos bevorstehender Heirat – das Stück bot viel Gelegenheit zum Lachen, Nachdenken, Wundern und Bewundern: Ottos rekordverdächtige Tirade in Rappermanier brachte dem 10.-Klässler Beifall auf offener Bühne ein.

So war die Hoffnung des Spielleiters beim Abschied nicht unbegründet, dass der Theaterabend am Gymnasium den Zuschauern ebenso viel Spaß gemacht habe wie den Spielern und ihm selbst.