Zum Ende ihrer Schullaufbahn noch einmal auf der Bühne stehen – das haben sich die Mitwirkenden der Oberstufentheatergruppe sehnlich gewünscht und deswegen allen Herausforderungen der Pandemie zum Trotz unverdrossen auf einen ungewissen Aufführungstermin hin geprobt. Dass sie am Ende mit so viel Publikum, Applaus und Spendeneinnahmen belohnt werden würden, haben sie dabei nicht zu hoffen gewagt. Seit vielen Jahren ist die Gruppe um Spielleiterin Bettina Wensauer ein eingespieltes Team und hat in ihrer kurzweiligen Abschlussproduktion „9,9 Morde pro Stunde – Jeder hat eine Leiche im Keller“ kurz vor dem Abitur nochmal all ihr Können auf die Bühne gezaubert. Die perfekt getimte Licht- und Tontechnik (Jakob Hagengruber und Elena Eckl) unterstützten den professionellen Charakter der Aufführung.

Im Stück treffen sechs klischeehaft überzeichnete Charaktere in einem englischen Landhaus zusammen und werden von zwei Inspektorinnen mit der Nachricht konfrontiert, dass sie der Aufklärung eines Verbrechens beiwohnen. Während die handysüchtige Krimibloggerin Agatha Ford (Alexa Donath) von der Tatsache, dass sich ein Mörder unter den Anwesenden befindet, begeistert ist, wird der stotternden Versicherungsvertreter Knut Pietsen (Jonas Flohr) bald von diversen Ängsten ergriffen und fürchtet um sein Leben, das tatsächlich rasch durch einen plötzlichen Herztod beendet wird. Und auch die Krimiliebhaberin wird trotz ihrer engagierten Versuche, zur Aufklärung des Verbrechens beizutragen, Opfer des ominösen Mörders. Die Rolle der Hollywood-Diva, die der vermeintlichen Party etwas Glanz verleihen will, ist Maxima Scheweck auf den Leib geschneidert. Als Baroness Melrose Winterbloom im roten Pailettenkleid mit großen Gesten und stets hofiert von ihrem treuen Diener James (Fabian Kandler) mit seinem herrlich trockenem Humor lässt sie es sich nicht nehmen, dem unerkannten Mörder zu zeigen, „wie eine Göttin der Leinwand zu sterben hat“ und inszeniert mit James dramatisch den Doppelselbstmord aus Romeo und Julia. Für viele Lacher beim Publikum sorgen die derben bayerischen Kommentare von Rocker Werner, alias Bärchen (Stefanie Probst), sowie die pointierten Bemerkungen seines Ehemanns Steve in rosa Lederjacke und mit blauem Kurzhaarschnitt (Angelina Häusler). Leider erliegen die harten Typen mit weichem Kern und flauschigen Haaren einem vergifteten Fläschchen Schnaps, nachdem sie in dem ungleichen Ermittlerduo der selbstsicheren Inspektorin Wannabe (Emma Winklbauer) und ihrer aufbrausenden Kollegin Scotch (Anna Maria Pawelek) die wahren Schurken erkannt haben. Doch die Freude der Komplizinnen über „das perfekte Verbrechen“ währt nur kurz, vielmehr sind sie nämlich selbst einer internationalen Kooperation von schauspielernden Geheimdienstagenten ins Netz gegangen, die sich zum Finale lachend erheben und die Verhaftung feiern.

Dass Kultur nicht selbstverständlich, sondern angesichts der Pandemie und der Grausamkeiten des Krieges in der Ukraine vielmehr ein wertvolles Gut ist, brachte Bettina Wensauer im Anschluss an die Vorstellung zum Ausdruck. Umso schöner ist es, dass der Wunsch der Gruppe wahr geworden ist und sogar zwei Aufführungen vor jeweils gut 100 Gästen stattfinden konnten. Mit herzlichen Dankesworten und Geschenken verabschiedete sich Maxima Scheweck im Namen der Gruppe von der „Theatermama“ Bettina Wensauer, die sich ihrerseits für die vielen gemeinsamen Erinnerungen und schönen Jahre bedankte. (Könnte man auch als Bildunterschrift nehmen) Das Publikum zeigte sich sowohl mit Applaus als auch mit der Spendenbereitschaft überaus großzügig: Insgesamt 1200€ kann die Theatergruppe an das Katastrophenbündnis Deutschland Hilft spenden.