Bewegungstheater begeistert die Zuschauer am Gymnasium

Etwas in dieser Art hat es am Dominicus-von-Linprun-Gymnasium noch nicht gegeben: Noch nie waren so viele Schüler aktiv in eine Theater-Vorstellung eingebunden, noch nie war der Reigen so breit und so bunt gespannt, und nie zuvor waren die modernen Medien so raffiniert einbezogen wie am vergangenen Donnerstag im Bewegungstheater der Schule.

Die bis zum letzten Platz gefüllte Aula hatte sich, überragt von dem entsprechenden Logo auf der Großleinwand, in das Fernseh-„Sportstudio“ verwandelt, dessen Moderator Alexander Augustin launig und kompetent durch das unterhaltsame und abwechslungsreiche sportliche Programm führte. Die rasante Tanz- und Bewegungsshow wirbelte die begeisterten Zuschauer durch alle Gebiete von Sport, Spiel und Spannung.

Nach einem Besuch im Fahrerlager der Formel 1, bei dem die Boxenluder nicht fehlen durften, interviewte Ko-Moderatorin Nicole Konther (Q12) als besonderen Studiogast eine japanische Fußballerin der WM-Mannschaft – eine tolle Sketch-Nummer mit der reizenden Dolmetscherin Karin Holzer und der vornehmen Maika Dunkel (Q12), die als Halb-Japanerin tatsächlich Japanisch spricht und im Original-Kimono auftrat, flankiert von coolen Body-Guards.

Im kreativen Raum des Bewegungstheaters, den Oberstudienrätin Sabine Wittenzellner in monatelanger Vorbereitung mit spritzigen Ideen und mitreißenden Choreographien ausgestattet hatte, brauchten die Mädchen und Jungen der Q11- und Q12-Oberstufe keine Fitnessgeräte: Sie ersetzten die teuren Bodybuilder-Maschinen durch Pantomime und rissen die Zuschauer dabei ebenso mit wie durch ihre aufgestylte Eleganz, als die „Sportschau-Kameras“ Bilder der Kollegiatinnen vom Pferderennen aus dem englischen Ascot einfingen – Kunstlehrerin Gabriele Erhard hatte für die High-Society-Damen dazu eigens atemberaubende Hutkreationen gefertigt, die den Extra-Beifall verdienten.

Hier wie in vielen der Sequenzen des Abends vermischten sich hintergründig die reale Welt der Gymnasiums-Aula mit der des Sport-Fernsehens: Eingeblendete Original-Clips ließen die Grenzen zwischen dem Bühnengeschehen und der Medienwelt verschwimmen oder erzeugten Überschneidungen, als der eloquente Moderator gleichzeitig von der Brüstung der Aula herüber und von der Riesenleinwand herab kommentierte.

Wenn das Programmheft mit dem Sportschau-Logo und dem roten „Ferrari-Rennsport-Team“ eine Sportsendung „…vor und hinter der Mattscheibe“ angekündigt hatte, dann mit Recht: Jetzt schaltete das Bewegungstheater hinüber auf die Zuschauer-Seite: Die leidgeplagte Ehefrau in Kittelschürze (wunderbar lebensecht: Nicole Konther) lieferte sich mit ihrem phlegmatischen Ehemann und Sportschau-Fan (Christian Ebner) auf der Couch vor der „Glotze“ einen köstlich bissigen Dialog über Zappen und Programm-Auswahl, in dem die lachenden Zuschauer den einen oder anderen Anklang an eigene Fernsehabende wiedererkannt haben dürften.

Der Abend bot noch viele Überraschungen: Das „Sportstudio“ des Dominicus-von-Linprun-Gymnasiums unterhielt mit anspruchsvollen Tanznummern, mit sportlichen Vorführungen, mit Pantomimen, Multivisionstheater, Schwarzem Theater und Schattenspiel. Im rasant ablaufenden Szenenwechsel fanden sich Videoclips, auch eine Stomp-Nummer vor riesigen roten Bällen – und das alles untermalt von fetziger auf die Szenen abgestimmter Pop-Musik. Moderator Alexander Augustin ließ sich sogar, diesmal in „Live-Schaltung“ an einen südlichen Badestrand mit sich räkelnden Badenixen, zur Rezitation eines lustigen Gedichts von Eugen Roth hinreißen.

Bei den Tanzszenen vereinte die künstlerische Leiterin ballettgeschulte Oberstufenschülerinnen mit den Mädchen der Mittel- und Unterstufe aus der „AG Tanz“ und der „AG Tänzchen“ , stellte verschiedene Tanzstile wie Hip Hop, Jumpdance und Modern Dance einander gegenüber oder persiflierte den modernen Fitnesswahn mit Simultaneität, wenn die Sportlerinnen des Fitnessstudios bei der Nummer „Es lebe der Sport“ ihre Kommentare ineinander verschmelzen ließen.

Und was gab es neben den Rennfahrern nicht noch alles an Sportlichem zu sehen: Einrad-Fahrerinnen zeigten ihre Kunst, Hula Hoop-Reifen- und Springseilnummern glänzten neben Bodenturnen und perfekt imitiertem Eishockey-Spiel, die Kerle der Q12 zeigten sogar Wasserball in halsbrecherischer Trockenversion – alles mit witzigen Einfällen aus dem reichen Ideen-Fundus von Sabine Wittenzellner in Szene gesetzt. Hinter Situationskomik und Spaß blitzte oft satirischer Spott über das medial inszenierte Sportgeschehen auf – oder tiefer Ernst, wenn der nach der gespenstischen Schattenbox-Nummer geschlagene Boxer (Florian Helmer) zum Song „Steh auf, wenn du am Boden bist“ von den lebensfrohen Tänzerinnen um Nicole Helmer getröstet und wieder mit Lebensmut erfüllt wird.

Zum Sendeschluss der Sportschau durfte natürlich das Schießen auf die Torwand nicht fehlen: Als Prominenz im Studio zeigten Landrat Michael Adam und 2. Bürgermeisterin Birgit Nistler beachtliche fußballerische Technik, mussten den einzigen wirklichen Torwandtreffer des Abends aber einem jungen Fußballfan aus dem Zuschauerraum überlassen. Das tat der Begeisterung über diesen besonderen Sportschau-Abend keinen Abbruch – die echten Sendungen am Samstagabend werden es schwer haben, dagegen zu bestehen! (Text u. Fotos: Würzner)