LERNEN AM OBJEKT: Projekttag des Gymnasiums

Die Lehrer versuchen es immer wieder, und doch gelingt es wegen des Zeit- und Stoffdrucks insgesamt nicht oft genug: Zeit und Lücken im Schulalltag freizuschaufeln, wo die Schüler ganz selbständig arbeiten, Stoffe selbst erobern und spielerisch vertiefen können. So nützte das Dominicus-von-Linprun-Gymnasium am Donnerstag den Herbsttermin des Wandertags, um seine Schüler statt durch die Natur durch pädagogische Landschaften wandern zu lassen: „Projekttag“ stand auf dem Plan am Schwarzen Brett.

Die Lehrer hatten sich etwas einfallen lassen. Statt Grammatik und Lehrbuchtexten boten die Lateinlehrer zum Beispiel eine Begegnung mit der römischen Vergangenheit unserer Gegend an und schauten sich mit ihren Schützlingen dort um, wo in Straubing tatsächlich Latein gesprochen wurde: im vor kurzem freigelegten Kohortenlager, dem Teil einer römischen Garnison zur Sicherung des Limes nach Norden.

Die jüngsten „Franzosen“ übten sich im französischen Nationalsport, dem Pétanque-Spiel mit den „Boules“: Rebecca Weishäupl kann es schon ganz gut

Vergangene Zeiten lebendig werden zu lassen war auch das Ziel der Exkursion von Oberstudienrat Otto Heigl und seiner Kollegen: Die Geschichtslehrer ließen die Schüler in Führungen übers Nürnberger Reichstagsgelände und durch selbständige Begegnung mit der Nazi-Vergangenheit die dunklen Seiten der Albrecht-Dürer-Stadt erkunden.

Im Zeichen aktueller ethisch-medizinischer Fragen zum Einen, kultureller Integration und der Förderung religiöser Toleranz zum Anderen stand die Fahrt, die Religionslehrer Hans Kollmer für den Projekttag organisiert hatte: Mit den 10.Klassen besuchten er und die begleitenden Kollegen am Vormittag das Transplantationszentrum der Uniklinik Regensburg, wo ihnen Prof. Farkas vom Spezialistenteam für Organverpflanzungen Antwort auf die vielen Fragen gab, die die Viechtacher Schüler zu diesem Thema bewegten – es ist ja auch Teil des Lehrplans für den Religionsunterricht. Am Nachmittag standen ein Besuch im Buddhistischen Zentrum in Regensburg und damit ein praktischer Einblick in diese große Weltreligion auf dem Programm.

Wer an diesem Tag durchs Schulhaus streifte, bekam Ungewöhnliches zu sehen und zu hören. Waren im Großen Studiersaal Franzosen zu Gast? Nein: Aber die jüngsten unter den Französisch-Schülern hatten nach nur zwei Wochen Unterricht schon ihre Lektion im Kopf (oder im Zweifelsfall auf dem Blatt) und begrüßten darin einen neuen Mitschüler aus Deutschland so nett und in bereits erstaunlich echt klingendem Französisch, dass sich der sofort in seine Mitschülerin Emma aus dem Pariser Bastille-Viertel verliebte: „Emma est une fille sympa!“

Gewusel in der französischen „Pâtisserie“ der 6.Klassen

Die Französisch-Lehrer hatten ihren Eleven vorher schon den großen Charles de Gaulle vorgestellt, sie zu einem herrlichen DVD-Flug über die Provence eingeladen und ihnen das Nationalspiel Pétanque nahegebracht. Unter den Fittichen von Oberstudienrätin Aulinger wurde die Lehrerküche sogar zur Pâtisserie, wo in Gemeinschaftsarbeit der 6.Klässler duftende Madeleines, eine Tarte aux pommes und ein original französischer Gâteau au chocolat entstanden – und mit Genuss verzehrt wurden.

Hatte es am Gymnasium in der Nacht vor dem Projekttag ein Verbrechen gegeben? Im zweiten Stock waren überall Absperrungen und Schilder „Tatort“ zu sehen, am Boden waren die Umrisse von Opfern nachgezogen, Fundstellen von Tatspuren penibel mit Nummernschildchen markiert. Die Spurenermittlung war schon im vollen Gange, in diesem Fall bestand sie aus Schülern der 7.Klassen. „Kommissarin“ Sonja Weiß hatte sie damit beauftragt, mit Fluoreszenz-Lampen und anderen physikalischen Methoden z.B. Spuren von Fingerabdrücken zu sichern, und ihre Hilfspolizisten waren eifrig bei der Sache. Der Täter hatte bei so viel angewandter Physik sicher keine Chance unentdeckt zu entkommen!

Auch die Buben aus den Französisch-Klassen halfen bei den praktischen Arbeiten an der Tarte aux Pommes

Eine Reise in die Erdgeschichte hatten sich die Biologie-Lehrer zum Thema des Projekttags erkoren. Der Bio-Saal war kaum lang genug, die Markierungen am Boden aufzunehmen, die für die 8.Klässler die Phasen der Erdgeschichte symbolisierten, bis schließlich die Lebewesen und am Ende der Homo Sapiens auftauchten. Während eine Gruppe diesen Zeitstreifen nachbastelte, versuchte sich eine andere in der Nachbildung von Fossilien in Gips, nachdem zusammen mit Angela Winisch geklärt war, wie es überhaupt zu Fossilienbildung kommen kann und welche Fragen sich daran knüpfen.

Theaterszene in der „Comédie française“ mit Schulleiter Wolfgang Sangl als Zuschauer

Derweil trugen in der Sporthalle die Fünftklässler ihre Klassenolympiade aus: In lustigen Kategorien und Staffeln aller Art kämpften sie um die ersten Plätze: Die 5d ging eindeutig als Sieger aus dem nacholympischen Wettstreit hervor.

Gewonnen haben aber alle Gymnasiasten an diesem Vormittag, der auch den Oberstufen-Schülern eine Extra-Zeit für ihre Seminare gab und eine Verschnaufpause darstellte in der Vorbereitung auf die ersten Klausuren und Schulaufgaben. Dann wird nach dem Lernspaß am Projekttag wieder mehr der Verstand in die Pflicht genommen – beides zusammen macht ja erst eine gute Schule aus.

Französische Leckereien als Gemeinschaftswerk: Tarte aux pommes, Gâteau au chocolat, Madeleines