Zwei Monate hat Tobias Klimmer (10b) in Klatovy in Tschechien verbracht. Bei dem Austausch im Rahmen des Erasmus+-Projektes „Bee Important“ besuchte er das Gymnásium Jaroslava Vrchlického in Klatovy. Von der außergewöhnlichen Zeit berichtet der Schüler von seinen Eindrücken und Erlebnissen im Nachbarland.

„Durch den Austausch wollte ich meine Tschechisch-Kenntnisse weiter verbessern, die tschechische Kultur und die Unterschiede zu Deutschland kennenlernen sowie neue Freunde finden. Da meine Klattauer Austauschschülerin Karolína davor schon zwei Monate bei mir in Deutschland war, kannte ich sie und ihre Familie bereits und konnte mich daher bei ihnen relativ schnell und einfach einleben. Die Auslandszeit von mir und Karolína hat sich eine Woche überschnitten, sodass ich meine erste Woche in Tschechien ohne sie verbrachte, während sie noch in Deutschland zur Schule ging. Sie organisierte jedoch, dass gleich an meinem ersten Schultag in Klatovy mich ihre Freunde vorm Eingang des Schulhauses empfingen, mir anschließend das Schulhaus zeigten und mich den Lehrern vorstellten.

Bald stellte ich fest, dass das Schulsystem in Tschechien ganz anders funktioniert. In der Regel besucht man neun Jahre lang eine Gesamtschule. Danach folgen entweder eine dreijährige Berufsschule oder eine vierjährige, fachlich orientierte Schule, wie zum Beispiel eine Wirtschafts-, Informatik- oder Maschinenbauschule mit einem Abiturabschluss. Man hat aber auch die Möglichkeit nach der fünften, siebten oder neunten Klasse in ein allgemeines Gymnasium zu wechseln. Also es gibt ein achtjähriges, sechsjähriges oder vierjähriges Gymnasium mit gleichem Abiturabschluss.

Anders als in Deutschland sind die Zeugnisnoten in Tschechien nicht so von Bedeutung, denn um auf eine weiterführende Schule oder später an eine Universität zu wechseln, muss man jeweils zuerst Aufnahmeprüfungen ablegen, anhand welcher man dann aufgenommen wird.

In Tschechien besuchte ich eine der deutschen zehnten Jahrgangsstufe entsprechende Klasse. Der Unterricht dauerte dort im Schnitt jeden Tag um eine Stunde länger als in Deutschland, obwohl der Wochenstundenplan sogar um eine Stunde kürzer war. Das lag an den zahlreichen Pausen. Zwischen jeder Unterrichtsstunde haben die Schüler zehn Minuten Pause, dabei ist eine Pause für Brotzeit gedacht und sogar doppelt so lang. Auch die Mittagspause beträgt 65 Minuten und ist somit um eine Viertelstunde länger als im Viechtacher Gymnasium.

Außerdem funktioniert der Unterricht mehr wie an einer Hochschule. Es gibt keine durch den Lehrer vorgefertigten Hefteinträge, die die Schüler während der Stunde abschreiben, sondern der Lehrer erklärt seinen Stoff und die Schüler sind selbst dafür verantwortlich, die wichtigsten Stichpunkte herauszuhören und aufzuschreiben.

Im Unterschied zum Gymnasium hier muss man im tschechischen Schulhaus Hausschuhe tragen. Diese ziehen sich die Schüler immer morgens im Untergeschoss an, wo jeder einen Spint für sich stehen hat. Dieser dient dann zur Aufbewahrung von Haus- bzw. Straßenschuhen, aber auch von Büchern oder Ähnlichem.

 

Nach der Schule zeigten mir meine Mitschüler die Stadt Klatovy oder wir gingen in den Park zum Picknicken oder sogar auf Konzerte.

Da mein Auslandsaufenthalt am Ende des Schuljahres stattfand, konnte ich mit meiner dortigen Klasse bei zahlreichen Schulausflügen dabei sein. Im Rahmen des gleichen Erasmus+-Projektes fuhren wir drei Tage lang gemeinsam mit meinen deutschen Mitschülern Kanu auf dem Fluss Otava. Dabei übernachteten wir in Zelten auf Campingplätzen und hatten abends immer ein typisch tschechisches Lagerfeuer, bei dem es sich alle gemütlich machten und unterstützt durch eine Gitarre miteinander Lieder sangen. (FOTO!) Im Juni fand noch ein internationales Projekttreffen und es wurde mit Schülern aus Spanien und aus der Slowakei zum Beispiel eine Wanderung durch den Nationalpark Šumava bis nach Bayerisch Eisenstein oder ein Ausflug nach Pilsen organisiert, wobei wir die Stadt und die Bierbrauerei Pilsner Urquell besichtigten.

Das Schuljahr in Tschechien endet bereits im Juni und bevor die zweimonatigen Schulferien losgehen, unternehmen die einzelnen Klassen noch gerne Eintages- oder Mehrtagesausflüge mit den Klassenlehrern. Meine Klasse durfte zwei Tage bei einem Bauernhof campen und das naheliegende Paintballspiel ausprobieren.

Die ersten zwei tschechischen Sommerferienwochen verbrachte ich mit meiner Austauschschülerin Karolína und 40 weiteren Pfadfindern in einem Feriencamp mitten im Wald. Das Thema des Camps war der Film „In 80 Tagen um die Welt“. Basiert auf dieser Geschichte von Phileas Fogg, der die Welt in 80 Tagen umrundete, spielten wir für die kleineren Kinder kürzere Theaterstücke und „reisten“ jeden Tag in ein anderes Land. Die Gemeinschaftsspiele wurden anhand der Traditionen des jeweiligen Landes aufgebaut und zum Essen gab es dann immer ein für das Land typische Gericht. Ich kochte dort mit den anderen älteren Pfadfindern und erstellte das Programm für die jüngeren Kinder. Ein riesiges Lagerfeuer durfte am Ende des Camps selbstverständlich nicht fehlen.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass sich die zwei Monate definitiv gelohnt haben. An Spaß und Abwechslung fehlte es keineswegs. Ich bin mir sicher, mein Tschechisch ist erkennbar besser geworden und ich kann an den gesammelten Erfahrungen nur profitieren.“

Tobias Klimmer