Die zehn Stationen der interaktiven Wanderausstellung Land der Kulturen ermöglichten diese Woche spannende Perspektivwechsel. Die SchülerInnen der zehnten und elften Klassen und viele weitere Interessierte erlebten in der Ausstellung, wie es Neuzugewanderten in einer fremden Kultur geht. Sie mussten beispielsweise einen Termin in einem Kalender eintragen, eine bestimmte Strecke in einem U-Bahn-Netz fahren oder ein Formular ausfüllen. Alles eigentlich kein Problem – wenn nur die unbekannte Schrift und Form nicht wäre.
Was sich spielerisch anhört und zunächst einfach anmutet, stellt die Teilnehmer vor große Herausforderungen, denn der Perspektivwechsel geschieht beispielweise dadurch, dass man sich auf einem U-Bahn-Plan der Stadt München orientieren muss. Was manchem Ungeübten in der Realität schon herausfordert, wird hier noch einmal getoppt, denn der Plan in der Ausstellung ist in arabischer Schrift verfasst. „Wer dies erlebt kann sich vielleicht besser vorstellen, wie es Menschen aus arabischen Ländern geht, wenn sie plötzlich unsere Schrift sehen und sich hier orientieren sollen“, sagt Jürgen Probst. Als Integrationslotse des Landkreises Regen kennt er die Probleme der Ankommenden und hält die Ausstellung und das Konzept für „sehr gelungen.“
Die Ausstellung, die vom Verein „Brücken Bauen – Kulturmoderation“ verliehen wird, kommt mit einem sogenannten Kulturmoderator. In Viechtach war Osama Kezzo als Ansprechpartner vor Ort. Auch er hat Fluchterfahrung und konnte so auch die Perspektive eines Zuwanderers aus erster Hand beschreiben.
Für die Schülerinnen und Schüler war der Parcours eine Herausforderung, der sich viele gerne stellten. „Wir wollen die Sichtweise der Geflüchteten kennen lernen“, sagen Alexa Donath und Louisa Hattenkofer. Sie waren als Vertreter des P-Seminars bei der Ausstellungseröffnung dabei und freuten sich darüber, dass sie die neuen Erfahrungen in die künftige Arbeit mitaufnehmen können. Die Teilnehmer des P-Seminars „Gelebte Willkommenskultur“ sind im Rahmen des Seminars auch praktisch im Einsatz. So unterstützen Alexa und Louisa beispielsweise die Lehrkräfte an der Förderschule. „Wir versuchen den Kindern aus der SVE und der ersten Klasse zu helfen“, erklärt Louisa und Alexa berichtet davon, dass es dort viele Kinder gibt, die sprachliche Probleme haben. Die Gymnasiasten könnten dort beispielsweise mit den Kinder Lesen oder auch nur einzelne Wörter einüben. Der Perspektivwechsel durch das „Land der Kulturen“ erleichtert das Verständnis für die Probleme der nichteinheimischen Kinder.
„Die Ausstellung war auf alle Fälle eine Bereicherung“, stellt Wensauer abschließend fest. Sie bedankte sich bei den Vereinsverantwortlichen für die Bereitstellung und bei Jürgen Probst, dem Integrationslotsen des Landkreises für die Unterstützung.
Heiko Langer