Berichte ehemaliger Drogenabhängiger sollen abschrecken: Regensburger Verein ?Drugstop? am Gymnasium

Viechtach. Mittwoch, vierte Stunde. Erwartungsvoll sind die Augenpaare der Schüler auf zwei Männer gerichtet. Niemand meldet sich, keiner schwätzt ? ringsum nur gespannte Gesichter. Was die Schüler der 8. Klasse des Viechtacher Gymnasiums so interessant finden, ist heute nicht Mathe oder Latein. Mitten unter ihnen sitzen Martin und Mahir auf den blauaen Stühlen im Gesprächskreis. Beide waren einmal drogensüchitg, beide waren im Gefängnis. Sie werden derzeit vom Verein Drugstop in Regensburg betreut. Mit ihren Suchtkrankenhelfern Mike und Wolfgang informieren sie die Schüler über die Gefahren, die von Drogen ausgehen. In der Diskussion kommt man ohne Nachnamen aus- so ist es die Regel bei Drugstop. Nacheinander beginnen Mahir und Martin, ihre Geschichte zu erzählen.

?Als Junkie wird man nicht geboren?

Mahir kommt aus Mazedonien. Er war immer guter Schüler. Als im ehemaligen Jugoslawien Krieg ausbrach, musste er mit seiner Familie nach Deutschland fliehen. 15 Jahre war Mahir damals alt. Erst viel später, mit 26, kam er mit Drogen in Berührung. Alles fing mit einem Joint an. Probleme in der Familie brachten Mahir in Versuchung, immer neue Sachen auszuprobieren. Alkohol hat er nie getrunken, Speed und Kokain standen als nächstes auf der Liste. Damit er sich die teuren Drogen leisten konnte, fing er an, damit zu dealen. Immer mehr wurde der Stoff, immer krimineller wurden seine Geschäfte und immer größer seine Abhängigkeit. Schließlich endete dir Drogen-Laufbahn von Mahir im Gefängnis. Vier Jahre hinter Gittern und eine vom Richter angeordnete Zwangtherapie brachten Mahir wieder zurück in ein normal Leben. Heute weiß er, dass der Weg, den er damals eingeschlagen hat, der falsche war. Seit sechs Jahren hat er nun seine Abhängigkeit überwunden. Er ist verheiratet und hat eine kleine Tochter.

Neben Mahir sitzt Martin. Seine Erfahrungen, die er mit Drogen gemacht hat, klingen ähnlich. Drogen brachten auch ihn zweimal ins Gefängnis und in eine Therapie. Heute haben es beide geschafft, ihr Suchtproblem zu überwinden, sie sind ?clean?. Damit das auch so bleibt, erhalten sie Hilfe durch die Drugstop Drogenhilfe Regensburg. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, ehemalige Drogenabhängige , die einen Entzug erfolgreich beendet haben, zu unterstützen und zu begleiten. Ihre Arbeit umfasst Beratung und Aufklärung. Auch in Schulen werden Präventionsveranstaltungen durchgeführt.

Wolfgang Sangl, der Schulleiter des Gymnasiums, hat den Kontakt zu Drugstop hergestellt. An drei Tagen werden die drei Klassen der 8. Jahrgangsstufe über Drogen und ihr Gefahrenpotenzial informiert- und die Schüler sind begeistert. Durch die Begegnung mit den beiden Betroffenen wird die Aufklärungsveranstaltung zu einem lebendigen Erfahrungsbericht. Hautnah können die Schüler nachvollziehen, wie shcnell man in den Kreislauf Abhängigkeit geraten kann.

Geleitet wird die Diskussionsrunde von den Suchtkrankenhelfern Mike und Wolfgang von Drugstop. Auch sie waren früher selbst einmal drogenabhängig. ?Jeder ist der Meinung, das passiert mir nicht?, lässt Mike die Achtklässler wissen, ?aber zum Junkie wird man nicht geboren, es ist auch keine Berufswunsch, jeder hat seine eigene Geschichte, wie er da hineinschlittert?.

Schulleiter Wolfgang Sangl ist überzeugt: ?Diese Authentizität durch die Betroffenen kann kein Lehrervortrag ersetzen. Auch wenn bei uns kein dringender Anlass für eine solche Informationsveranstaltung besteht, notwendig ist sie trotzdem. Denn auch in Viechtach leben wir nicht auf einer Insel der Seeligen- eine Drogenszene gebt es auch bei uns?.

13.02.2008