?Die Dreigroschenoper“ ganz im Sinne von Bert Brecht und Kurt Weill ? Drei überbesuchte Aufführungen in der Aula des Gymnasiums
Viechtach. Grundkurs Dramatisches Gestalten, Mittel- und Oberstufenchor und das Orchester des Gymnasiums hatten sich für die Umsetzung kombinierten dramaturgisch-musikalischen Schaffens ein schwieriges Thema ausgesucht. Mit der ?Dreigroschenoper? ernteten sie an drei Aufführungstagen in der Aula des Gymnasiums stürmischen Applaus, damit fulminante Anerkennung als Lohn für ihre Arbeit quer durch ein Schuljahr.
?Sie werden jetzt eine Oper hören, so prunkvoll gedacht, wie nur Bettler sie erträumen dabei so billig, dass auch Bettler sie bezahlen können?: Mit diesem Ausspruch Berthold Brechts begrüßte Oberstudiendirektor Wolfgang Sangl die Gäste aus allen Bereichen öffentlichen Lebens zur Aufführung der ?Dreigroschenoper?, einem Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern nach dem Englischen des John Gay, mit Berthold Brecht als Dramaturg und Kurt Weill als Komponist.
Mit der ?Dreigroschenoper? experimentierte Berthold Brecht seine Auffassung eines ?epischen Theaters? im Vergleich zum traditionellen Theater, brachte sie in Form eines Schauspiels mit Soloeinlagen, bei dem die Zuschauer dazu gebracht werden sollen, über die Handlung zu reflektieren. Die Handlung verläuft dabei nicht als fortlaufendes Geschehen, sondern als Serie von Bildern mit so genannten Verfremdungseffekten, wie zum Beispiel einem Erzähler auf der Bühne, im Stück bestens dargestellt durch den Leierkastenmann (Alexander Meindl), durch einen kommentierenden Chor oder mit Hilfe von ?Textbändern?
Als erzählendem Bühnenbild (bestens bewerkstelligt mit Hilfe der Licht-, Ton-, und Bühnentechniker Marco Ebner, Florian Stracker, Matthias Primbs und Dominik Wühr.
Brecht zielte mit der ?Dreigroschenoper? auf die Entlarvung einer ?korrupten Bourgeosie?. Auf der einen Seite stellt Macheath, genannt Macki Messer (Moritz Holzapfel)
den brutalen Straßengangster dar, der die Massen und die Damenwelt gleichermaßen fasziniert. Zum anderen gibt es Jonathan Peachum (Robert Haider), ein Musterbeispiel eines Geschäftsmanns und damit weit größeren Verbrechers, weil für ihn alle Mittel für seinen Zweck als geheiligt gelten, er sogar über die Polizei mit Jackie Brown (Christian Miethaner bzw. Benjamin Grothmann) Macht ausübt.
Celia Peachum (Ramona Wanninger bzw. Melanie Mathes) steht ihrem Ehemann treu zur Seite, möchte für Tochter Polly (Anna Groß bzw. Susanne Zeitlhöfer und Isabella Dirnberger) nur das Beste. Stimmlich nehmen Sängerinnen und Sänger ihr Publikum Gefangen. Besonders anrührend die große Eifersuchtsszene zwischen Mackies Ehefrau Polly und der Geliebte Lucy Brown (Theresa Grimm/Carina Schneider). Allen Darstellern gelingt die Interpretation ihrer Rollen aufs Beste. Sieben brave Sekretärinnen aus der Geschäftswelt Peachums, monotom-pantomisch an der Schreibmaschine sitzend, können sich blitzschnell in Freudenmädchen mit viel Sex-Appeal verwandeln, ihrem Boss Mackie Messer treu ergeben. Sie wurden dargestellt von Theresa Grimm, Manuela Karl, Christine Oischinger, Anna Schrötter, Kristina Tremmal, Lea Atzinger und Christine Kobsarew.
Schauspielerische Talente waren bei der eigenwillige Umsetzung der ?Dreigroschenoper? ebenso wie Gesangstalente. Auf diese Weise war Christoph Heiduk als Spielleiter ebenso gefragt wie Michael Pollwein als verantwortlicher musikalischer Leiter. Szenenwechsel gelangen trotz beengten Raumes mit Hilfe raffinierter Technik bzw. eines ?Kellerraumes? unter den Bühnenboden.
Die Texte wurden von den Schauspielern bei den Proben oft selbst entwickelt. Die Schauspieler agierten im Gesangs-Double, damit ganz im Sinne von Brecht. Sängerinnen und Sänger beeindruckten in ihren Soli, bewältigten die schwierigen dissonanten Partien klangrein, so in den Songs ?Seeräuber-Jenny? (Isabella Dirnberger), ?Einst glaubte ich, als ich noch unschuldig war? (Susanne Zeitlhöfler), ?Kanonensong? (Soldaten wohnen auf den Kanonen), ?Moritat von Mackie Messer? (Alexander Meindl), ?Denn wo lebt der Mensch?? (mit gesamtem Chor), ?Eifersuchtsduett? (Carina Schneider/Susanne Zeitlhöfler), ?Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Lebens? (Denn die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht, doch die im Dunkeln sieht man nicht).
?Brecht selbst hätte seine Freude an der Interpretation der Dreigroschenoper gehabt, wenn er in 80- jährigen Zeitreise in Viechtach gelandet wäre?, versicherte Oberstudiendirektor Sangl am Ende des Abends und dankte allen Mitwirkenden für ihren enormen Einsatz.
Weitere nicht erwähnte Mitwirkende waren: Jakob Trapp (Helfer Peachums), Armin Fischer, Heiko Hahn, Dominik Wühr, Daniel Schwinger und Oliver Stoiber als Banditen und Polizisten. Für die Maske verantwortlich zeichneten: Ramona Altmann, Manuela Marx und Lisa-Marie-Wieland. Von Evelyne Wittenzellner – vbb