Vortrag über Cyber-Mobbing am Gymnasium für Eltern aller Schulen

Streit und Rempeleien auf dem Schulhof und außerhalb gehören seit jeher zur Lebenserfahrung der Kinder und Jugendlichen. Bruno Lux, Leiter der Schulberatungsstelle Niederbayern, weiß aber: Die begrenzten Konflikte unter Schülern haben mit dem Einzug der digitalen Cyber-Welt des Internet eine gefährliche Dimension dazugewonnen. Der ausgewiesene Fachmann auf diesem Gebiet referierte am Mittwoch in einem spannenden Vortrag für Eltern und Schüler aller Schulen über das, was heute schon ein Drittel der Jugendlichen einmal direkt oder indirekt erlebt haben, ob in der Stadt oder bei uns auf dem Land: Das Mobbing per Handy oder Internet.

„Mobbing ist Gewalt!“ – darin sind sich in allen Umfragen Eltern wie Schüler einig, auch die Zuhörer in der Aula des Gymnasiums stimmen zu. Denn wer mobbt, will sein Opfer schädigen, beleidigen und demütigen. Das geschieht in einer großen Bandbreite und in vielen erschreckenden Formen, bei der das Internet als Übermittler von Droh- und Schmähbotschaften oder beleidigenden Bildern eine zentrale Rolle spielt.

Der Unterschied zwischen dem heutigen Cyber-Mobbing und dem kindlichen Schulhofstreit, verdeutlicht der Fachmann aus Landshut, liegt darin, dass das Internet auch nach der Schule als Plattform für Aggressionen unbegrenzt zur Verfügung steht: Es kennt keine örtliche Beschränkung, keine Auszeit, keine Ferien, steht Tag und Nacht zur Verfügung.

Außerdem, und das ist entscheidend für die Verbreitung des Cyber-Mobbing unter Jugendlichen, kann man die falschen Behauptungen, Bilder und Schmähungen in Umlauf bringen, ohne dem Opfer selbst gegenübertreten zu müssen, und sie dann mannigfach verbreiten. Damit beschädigt man die Ehre, die Würde und die Psyche der Opfer in unvergleichbar höherem Maße als bei einem Schulhofstreit und treibt die Opfer unter Umständen in tiefe Verzweiflung, psychisch bedingte Krankheiten, in Extremfällen in den Tod. Opfer kann jeder sein, der sich irgendwie Unmut zugezogen hat; die Täter sind oft ganz anders, als man sie sich vorstellen würde – nicht selten übrigens Mädchen, wenn „ewige“ Freundschaften zerbrochen sind und in Hass umschlagen.

Bruno Lux, der auf Einladung der Elternbeiräte des Gymnasiums nach Viechtach gekommen ist, spricht aus reicher Erfahrung, wenn er die Folgen für die Opfer an Einzelfällen aus seiner Berufspraxis schildert. Aber er macht auch deutlich: „Gegen Mobbing kann man sich wehren! Die Mobber, auch Cyber-Bullys genannt, haben keine Chance – wenn das Opfer und seine Eltern sich richtig verhalten!“

In seinem Vortrag skizziert er, was zu tun ist, wenn Kinder und Jugendliche gemobbt und per Internet belästigt werden. Seine Ratschläge können die Betroffenen auch auf Webseiten nachlesen, die bei Cyber-Mobbing Hilfe anbieten, z.B. www.klicksafe.de . Die wichtigste Erkenntnis: Man kommt durch polizeiliche Ermittlungen dem Absender der digitalen Mobbing-Botschaften auf die Spur – dessen Gefühl der schützenden Anonymität ist trügerisch. Und: Es gibt wirksame Mittel, die auch zivil- und strafrechtliche Maßnahmen umfassen, um den Mobber zu stoppen! Das Beste aber, hebt Bruno Lux mehrfach eindringlich hervor, wäre die Einsicht bei allen Kindern und Jugendlichen: Die wirksamste Abwehr gegen Mobbing sind die passiven Zuschauer in der Klasse, wenn sie das Mobbing nicht dulden – bei Mobbing ist Petzen Pflicht!

Das informative und mit viel Anschauungsmaterial unterlegte Referat des Schulberaters und Cyber-Fachmanns widmete sich auch ausführlich den Schattenseiten der sozialen Netzwerke. Ohne deren Vorteile zu schmälern oder sie gar zu verdammen, zeigte er überzeugend, wie sehr sich die Jugendlichen in den Netzen der Daten- und Bildersammler verfangen, aus denen sie sich auch mit größter Anstrengung nicht mehr befreien können.

„Die Jugendlichen gehen heute viel sorgloser mit ihrer Privatheit um“, weiß er aus seiner Erfahrung. „Ihr Privatleben mit allen möglichen sogenannten Freunden und deren Freunden, mit hunderten ihnen kaum noch bekannter Menschen zu teilen, macht ihnen oft keine Angst.“ Den Zuhörern in der Aula des Gymnasiums, Eltern wie Schülern, gibt auch sichtlich zu denken, wenn Bruno Lux Studien aus zitiert:

„80% der Eltern haben kein Interesse für die Inhalte der Webseiten, die ihre Kinder besuchen – und auch keine Vorstellung von den Problemen, denen ihre Kinder im Web begegnen können.“

So mündet der Abend in den Rat des erfahrenen Pädagogen: „Lernen Sie von ihren Kindern mehr über das Internet, dann lernen die Kinder vielleicht auch von Ihnen über die Gefährdungen, die dort warten! Bleiben Sie mit Ihren Kindern im Kontakt und im Gespräch, dann kann Vertrauen entstehen, und erst dann wird Hilfe durch die Eltern möglich!“