Mit großen, fragenden Augen sitzt der sechsjährige Junge aus dem Iran mit anderen Kindern aus aller Herren Länder im Kreis und versucht herauszufinden, worüber alle sprechen. Weihnachten? Das Fest hat er in seiner Heimat bisher gar nicht gekannt, so wie auch viele andere Kinder aus der Unterkunft für Geflüchtete in Viechtach. Zur Adventsfeier, die dort vergangenen Montag stattgefunden hat, sind sie trotzdem alle gekommen, schon allein, um den Nikolaus nicht zu verpassen. Die Idee zur Feier hatten Schülerinnen aus der Gruppe „Schule mit Courage“ vom Gymnasium, die auch während des Schuljahres regelmäßig zu Spieletreffen mit den Kindern kommen. Um die Wartezeit zu verkürzen, hatten sie Weihnachtsbücher mitgebracht. Einige der Kinder kannten die Geschichte von Maria und Joseph bereits, und wollten gerne vorlesen – andere hörten zum ersten Mal davon, dass es bei Weihnachten nicht nur um einen Baum mit Geschenken geht. Wieder einmal zeigte sich die Musik als verbindende Sprache, denn bei den angestimmten Weihnachtsklassikern „Wir sagen euch an“ oder „O Tannenbaum“ sangen alle kräftig mit. Spontan wurde „Lasst uns froh und munter sein“ eingeübt, was mit Unterstützung einiger Ehrenamtlicher auch stimmgewaltig klappte. Und da klopfte es auch schon an der Tür. Nikolaus, der Krampus und zwei Engerl sorgten für glitzernde Kinderaugen und Blitzlichtgewitter. Auch wenn nicht alle Namen auf Anhieb leicht auszusprechen sind – nicht einmal für den Nikolaus – hielt bald jedes Kind glücklich ein Sackerl in Händen. Und noch ein zweites Geschenk gab es zu verteilen, denn Integrationslotse Jürgen Probst hatte für jedes Kind ein Bilderbuch, gesponsert von der Stifung Lesen, im Gepäck. Nach dieser reichlichen Bescherung kam der Helferkreis Viechtach mit den Familien und einigen Bewohnern der Unterkunft noch zu einer kleinen adventlichen Feier zusammen. Edwin Schedlbauer freute sich, dass viele Ehrenamtliche die Gelegenheit zum Austausch wahrgenommen haben. „Dann fühlt sich nicht jeder als Einzelkämpfer“. Auch Bürgermeisterkandidatin Nicole Herzog (Zukunft Viechtach) kam zur Feier, um mit Geflüchteten und Ehrenamtlichen ins Gespräch zu kommen und sich einen Eindruck von den praktischen Herausforderungen der Integrationsarbeit zu machen: „Es ist berührend zu sehen, unter welchen Bedingungen die Familien hier leben.“ Die Bedingungen, unter denen Kinder aufwachsen, mögen sich unterscheiden – die Freude, die man ihnen schenken kann, ist die gleiche.