Nach 14-stündiger Anreise war die Wiedersehensfreude bei den Schülern und ihren Austauschpartnern am Bahnhof in Prešov (Slowakei), drei Wochen nach dem Besuch in Viechtach, groß. Nach einer kurzen Nacht wurden die ausländischen Gäste im Partnergymnasium Moniky als Zeichen ihrer Gastfreundschaft mit Brot und Salz sowie mit traditioneller slowakischer Musik und Tracht begrüßt. Um das Kennenlernen weiter zu vertiefen und die Wiederaufnahme der Kommunikation in englischer Sprache zu erleichtern, wurden von den slowakischen Lehrern und Schülern in internationalen Gruppen verschiedene Workshops durchgeführt. Unter anderem wurden slowakische Wörter vorgestellt, die der deutschen Sprache sehr ähnlich sind. Nicht nur die Begriffe „Firhang“ und „Fristik“ zeigen, dass es in der Vergangenheit eine historische Verbindung zwischen Deutschen und Slowaken gegeben hat.

Bei einer gemeinsamen traditionellen Tanzformation auf dem Sportgelände der Schule fiel auf, dass sich die slowakischen Schüler weder in ihrem Aussehen noch in ihrem Verhalten von den deutschen Schülern unterschieden. Eine Stadtführung, veranstaltet durch slowakische Schüler, bildete den Abschluss des Programms des ersten gemeinsamen Tages. An den vier in unmittelbarer Nähe stehenden Kirchen im Zentrum Prešovs konnte man bereits erkennen, dass der Glaube bei den Einwohnern eine große Rolle spielt. Neben einer katholischen, einer evangelischen und einer Franziskanerkirche, konnten die Schüler einen Blick in eine für sie eher unbekannte griechisch-katholische Kirche werfen. Besonders im Gedächtnis geblieben ist bei unseren Schülern, dass quer durch die Stadt Prešov der 49. Breitengrad (derselbe, der auch durch Paris führt) verläuft, da dieser zentral mit einem Denkmal markiert wurde.

 

 

Genauso abwechslungsreich ging es am nächsten Tag mit einer Fahrt in die benachbarte Stadt Kosice und einem Besuch des Museums für Opfer des Kommunismus weiter. Hier erfuhren die Schüler u.a. anhand von gesammelten persönlichen Erfahrungsberichten die erschreckenden Geschichten der mehr als 71.000 Häftlingen sowie von Hunderttausenden, die vom totalitären Regime verfolgt wurden. Beim Besuch der im Museum integrierten Samisdat-Bibliothek sichteten die Schüler eine beeindruckende Sammlung von Büchern und Schriften, die während des Kommunismus verboten und aus dem Ausland geschmuggelt wurden. Die meisten dieser Schriften wurden mit Schreibmaschinen verfasst, die ebenfalls ausgestellt und von den Schülern mit Begeisterung ausprobiert wurden.

Nicht im Programm fehlen durfte eine Wanderung durch das Gebiet der Hohen Tatra. Allem Schneefall zum Trotz machte sich die internationale Gruppe auf zum Poprasdske pleso, einem der bekanntesten und schönsten Bergseen in diesem Gebiet auf einer Höhe von ca. 1500 Metern. Von diesem beeindruckenden Tal, in dem der Gebirgssee liegt, genossen die Schüler bei einer Brotzeit den Blick auf die Berge und die Natur der Hohen Tatra.

Mit einer englischsprachig geführten Tour durch die gut erhaltene und teilweise neu rekonstruiert Burg Ľubovňa im Norden der Slowakei nahe der Grenze zu Polen lernten die Schüler eines der nationalen Kulturdenkmäler der Slowakei kennen. Wie die meisten der zahlreichen Burgen des Landes sicherte auch diese Burg eine wichtige Handelsstraße für Salz und Wein, die nach Polen führte. Zudem war die Burg Ľubovňa ein Teil des Systems der Grenzburgen. Die restliche Zeit konnten die Schüler auf eigene Faust das angrenzende Freilichtmuseum erkunden und die Entwicklung der Architektur in den umliegenden Gebieten kennenlernen. Neben traditionellen Bauernhäusern, an denen damalige Wohnkultur ersichtlich wurde, gabe es auch Bauten wie in eine Hufschmiede und eine Mühle zu sehen.

Eines der Highlights war der Besuch der Whiskeybrennerei Nestville, die stellvertretend für die Besichtigung eines slowakischen Betriebes stattfand. Hier lernten die Schüler nicht nur die Abläufe des Schnapsbrennens genauer kennen, sondern bekamen auch einen interessanten Einblick in die Arbeitsweisen des Betriebs. Sehr im Gedächtnis der Schüler blieb, dass bei der Verarbeitung des Getreides während des Brennprozesses keinerlei Abfallprodukte entstehen, die nicht verwertet werden. Da das Bus- und Bahnnetz in der Slowakei sehr gut ausgebaut ist, machten sich die Schüler am Ende dieser langen Ausflugtage gemeinsam zumeist mit Bus und Bahn auf den Nachhauseweg. Bei traditionellen süßen Leckereinen, wie Fingernudeln mit Mohn und Buchteln wurde am Freitag gemeinsam der Abschied gefeiert.

Nach dieser erneut sehr intensiven zweiten Austauschwoche fiel der Abschied am Bahnhof in Prešov schwer und es ist schon absehbar, dass einige Kontakte auch über die gemeinsame Zeit hinaus bestehen bleiben werden.

Elke Wilhelm / Martin Friedl