23 ägyptische Mädchen zu Besuch am Gymnasium – Austausch für gegenseitiges Verständnis

Von Simone Kuhnt

Viechtach. Fünfmal am Tag rollen sie ihre Gebetsteppiche aus und beten zu Allah – mitten in Viechtach. Die muslimischen Austauschschülerinnen aus Ägypten, die bis Montag am Dominicus-von-Linprun-Gymnasium zu Gast sind, praktizieren ihren Glauben auch im katholischen Niederbayern.

„Ich finde es toll, dass die Familien hier das akzeptieren“, sagt Salma (14) aus Alexandria am Freitagmorgen, bevor es vom Gymnasium aus mit dem Bus nach Frauenau und zum Arber geht. Und in der Tat: Aus so unterschiedlichen Welten die beiden Gruppen auch kommen, die seit 2004 beim jährlichen Schüleraustausch zwischen Viechtachern und der Deutschen Schule der Borromäerinnen (DSB) in Alexandria aufeinander treffen, so harmonisch verläuft die Partnerschaft.

Gerade die Gegensätze sind es wohl, die den Austausch so attraktiv machen, glaubt die Viechtacher Lehrerin Magdalena Schmerbeck: „Alexandria ist eine Millionenstadt Viechtach eher beschaulich. Hier sind die meisten Menschen Christen, dort Muslime. Hier gibt es viele Gärten und Wälder, dort dafür einen Strand.“

Ganz leicht war es für Magdalena Schmerbeck und Initiator Günter Förschner anfangs nicht, den Austausch aufzubauen: „Die Eltern hier hatten Angst, ihre Kinder nach Ägypten zu schicken“, erinnert sich der Wirtschafts- und Erdkundelehrer, der vor fünf Jahren von Viechtach an die deutsche Mädchenschule in Alexandria wechselte. Doch nachdem die ersten Schüler einmal dort waren, war die Überzeugungsarbeit geleistet – und jeder einzelne Teilnehmer war begeistert. Ziel der Partnerschaft ist einerseits, gemeinsam das Projekt „Children help Children“ finanziell zu unterstützen, das Müllsammlerkindern in Alexandria eine Ausbildung ermöglicht. Andererseits will Günter Förschner das gegenseitige Verständnis der Kulturen fördern. Allein schon sprachlich ist das kein Problem: Die 23 Mädchen, die seit Dienstag zu Besuch sind, werden in ihrer Heimat auf Deutsch unterrichtet und sprechen die Sprache fließend. Der unterschiedliche Glaube stellt ebenfalls keine Barriere dar. „Die Mädchen haben Spaß miteinander“, freut sich Förschner, „die Religion spielt da keine Rolle.“

Auf dem Programm des einwöchigen Besuchs, der immer im Mai oder Juni abwechselnd in Viechtach und Alexandria stattfindet, steht unter anderem ein Ausflug nach Regensburg. Aber vor allem die Natur und das viele Grün im Bayerischen Wald möchte Förschner seinen ägyptischen Schülerinnen zeigen. „Wir haben das ja nicht“, berichtet er.

Alia (14) ist schon zum zweiten Mal in Viechtach dabei. Dass sie ein Kopftuch trägt, macht ihr hier keine Probleme. Am meisten verblüfft sie das kühle Wetter: „In Ägypten ist es immer heiß“, erklärt sie. Ihre Freundin Miriam (16), orthodoxe Christin, findet es auch ein bisschen kalt in Deutschland, aber von der bayerischen Küche ist sie zumindest schon ansatzweise überzeugt: „Manchmal schmeckt es gut“, sagt sie und grinst. Einige der Mädchen wollen später in Deutschland studieren. „Bei uns sind zwar die Lehrer strenger, aber der Stoff ist in Deutschland schwerer“, meint Soheila (14).

Die deutsche Schule in Alexandria besuchen sie, weil diese einen guten Ruf hat und dort viele Sprachenunterrichtet werden. Neben Arabisch und Deutsch büffeln die Mädchen dort auch noch Englisch und Französisch. Bayerisch verstehen sie zwar noch nicht, aber die Viechtacher Gastgeberinnen reißen sich zusammen: „Wir reden hochdeutsch miteinander“, sagt Manuela (14) aus der 9b.

Jenny (15) hat sogar schon ein bisschen Arabisch gelernt. „Tesbahi ala Kheir“ heißt „Gute Nacht“ wiederholt sie mit ihrer ägyptischen Austauschpartnerin Rana (15) die neuen Vokabeln. Was sie schon sagen kann: Bitte, danke, ja, nein und – ganz wichtig unter guten Freundinnen – ich hab dich lieb.