Eine schillernde Farbenpalette in Form von Theater, Literatur und Musik hat die Veranstaltung „Erlebnis Lesen“ am Mittwochabend in den verregneten Viechtacher Novemberabend gebracht. Wie im letzten Jahr kooperierte der veranstaltende Hospizverein Arberland e.V. mit dem Dominicus-von-Linprun-Gymnasium, der Stadtbücherei, dem lichtung verlag und Mitgliedern des Schreibtreffs, dieses Mal war auch das Sonderpädagogische Förderzentrum dabei. Unter dem Motto „Farben des Lebens“ wurde in Stadtbücherei bzw. Pfarrsaal ein abwechslungsreiches und inspirierendes Programm geboten.
Selbstverfasste Texte, szenische Lesecollagen und ein kurzes Theaterstück waren unter der Führung von Corinna Schürzinger und Bettina Wensauer (Gymnasium) sowie Birgit Heigl-Venus (SFZ) entstanden. Mit bunten Tüchern führte die inklusive Theatergruppe unter der Regie von Bettina Wensauer ein berührendes Stück auf, in dem Farben, Wörter und Melodien als Trost und Vorrat für den Winter gesammelt wurden, musikalisch untermalt durch Lara Schötz an der Gitarre. Eine ganz besondere Atmosphäre herrschte inmitten der Bücherregale der Stadtbücherei, als Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse eigene Texte vortrugen. Oft ging es darin um die Interpretation von Farben in verschiedenen Phasen und Situationen des Lebens. Einer appetitanregenden „Versuchsküche der Farben“ folgte ein wissenschaftlich anmutender Text über die Farbe Rot in verschiedenen Epochen und Kulturen. Ein weiterer Beitrag ermunterte hintersinnig zum Farbenmischen, denn es könne „Neues und Großartiges“ entstehen. Sehr witzig war eine Assoziationskette, die vom Gelb der Banane ausging und auch dort wieder endete. Ein „Dialog der Farben“ forderte dazu auf, nicht „monochrom“ zu denken – worauf eine weitere junge Autorin Liebeskummer anhand der Farbe Blau schilderte. Die Abkehr von der Farbe Pink als Symbol für den Abschied von der Kindheit beschrieb ein anderer Beitrag.
Nach Häppchen und Getränken ging es auf der Bühne des Pfarrsaals weiter. Gitarrist Harald Dobler sorgte mit melodiösen Instrumentalstücken für Akzente zwischen den Lesungen. Drei Schülergruppen trugen selbstverfasste fantasievolle Märchen vor, in denen nach mancherlei bösem Zauber die Welt in ihrem wunderschönen Farbenreichtum gerettet wurde. Als „erwachsenes“ Pendant gab es Texte von drei Mitgliedern des seit Jahren bestehenden Schreibtreffs: Mit sehr verschiedenen, teils tiefgründigen Texten beschrieben Bettina Kraus, Anna Maria Irlbeck und Christina Schwarzfischer, wie das Glück im eigenen Leben zu finden ist. Zwei Gymnasiastinnen trugen im Stil der Barocklyrik verfasste Gedichte vor („Du siehst, wohin du siehst…“) und ernteten wie alle anderen Akteure viel Beifall. Den Abschluss übernahm Harald Doblers mit einem amüsanten Rückblick auf seine Schulzeit sowie einigen nachdenklichen bis ironischen Gedichten. Heidemarie Horenburg, die Vorsitzende des Hospizvereins Arberland, bedankte sich ihrerseits mit einem Gedicht herzlich bei allen Mitwirkenden des anregenden Abends, der das Leben in seiner magischen Vielfalt gefeiert hat.
Eva Bauernfeind
