Was der deutschstämmige New Yorker Mediziner Freudenberger 1974 zum ersten Mal so nannte und als „Burn-out“ beschrieb, ist heute Gegenstand vieler Untersuchungen. Im Rahmen des Pädagogischen Tages für das Kollegium des Gymnasiums hielt der Ärztliche Direktor des Bezirksklinikums Mainkofen, Prof. Dr. Wolfgang Schreiber, vor den Pädagogen am Donnerstagnachmittag einen Vortrag über diesen krankheitsähnlichen Zustand.
Nicht nur manche prominenten Fußballer oder laut Umfragen jeder fünfte Manager unserer Zeit sind seine Opfer, sondern schon der Prophet Elias soll unter Burn-out gelitten haben. Gemeint ist ein Zustand der Überforderung und Erschöpfung, der die Menschen bis hin zu dauernden seelischen und körperlichen Krankheiten belasten kann. Eigenartigerweise, so der erfahrene Psychiater, sind besonders für ihre Arbeit motivierte und engagierte Menschen, die hohe Anforderungen auch an sich selbst stellen, am ehesten in Gefahr , innerlich „auszubrennen“, wie der Name Burn-out es beschreibt. Sie überfordern sich oft und kippen dann um in innere Abkehr und Teilnahmslosigkeit, ziehen sich aus sozialen Kontakten zurück.
Prof. Schreiber zeigte an verschiedenen Profilen der Burn-out Belastung: Wer besonders hohen Erwartungen ausgesetzt ist, wer dauernd anstrengende persönliche Begegnungen bewältigen muss oder das Gefühl hat, nichts bewirken und erreichen zu können, ist besonders in Gefahr.
Trifft das für Lehrer zu? Sicher, da sind sich Vortragender und Zuhörer in der Mensa des Schulzentrums einig, sind die beiden letzten Belastungsfaktoren im Lehrerberuf häufig anzutreffen. Jeden Tag mit den verschiedenen Klassen unter hohem Einsatz zu arbeiten ist eine Herausforderung, und das Maß an pädagogischem Frust ist nicht zu unterschätzen. Andererseits bietet der Lehrberuf Gestaltungsmöglichkeiten, wird auch durch gute Schülerleistungen versüßt, und die Begegnungen mit netten Kollegen und Schülern sind wirkungsvolle Gegenmittel.
Prof. Schreiber konnte mit Zahlen belegen, dass in Bayern ein Drittel der Lehrer wegen Krankheit, davon die Hälfte wegen psychischer Probleme die Altersgrenze der Pensionierung nicht erreicht. „Und ich habe in meiner langjährigen Erfahrung nie einen Lehrer getroffen, der sich danach ins Fäustchen gelacht und über sein vorzeitiges Ausscheiden gefreut hat.“ Vielmehr leiden die meisten dieser Lehrer unter ihrem „Versagen“, erzählt der Chefarzt aus Mainkofen.
Wenn sich die Zahl psychisch kranker Lehrer in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat, dann wegen der vermehrten Belastung durch Stunden und verändertes Schülerverhalten, wegen nach wie vor mangelnder Anerkennung des Berufs und nicht zuletzt gesellschaftlicher Veränderungen in Erziehung und Werteverständnis, die den Lehrern immer mehr aufbürden. Auch Doppelbelastungen von Lehrerinnen durch Beruf und Familie spielen eine Rolle, wie Studien belegen.
Der Experte hat aber auch Rat, wie man Burn-out begegnen kann: Zum Beispiel durch vertrauensvolle Zusammenarbeit und soziale Kontakte im Kollegium, durch ein Gegengewicht zur beruflichen Anstrengung etwa in einem Hobby, durch die Pflege der privaten Geselligkeit und durch Sport.
Dass Prof.Schreiber mit seinem Vortrag ein Thema beleuchtet hat, das die Lehrer sehr berührt, zeigten die vielen Fragen am Ende dieses Pädagogischen Nachmittags. Und dass dabei Lachen und Heiterkeit nicht zu kurz kamen, lässt für das Kollegium des Gymnasiums hoffen. Denn Lachen ist auch gegen Burn-out wenn nicht die beste Medizin, so doch ein probates Mittel! (fw)