Reifeprüfung quer durch alles Wissensgebiete bei den Abiturklausuren im 3. Abi-Fach.
Man sagt bei uns, der Mensch sei nie mehr in seinem Leben so breit gebildet wie zum Zeitpunkt des Abiturs. Das müsste am Dominicus-von-Linprun-Gymnasium in diesen Tagen für 60 junge Leute gelten, die nach der obligatorischen Deutsch-Prüfung am letzten Freitag nun die Klausuren in den 3.Abiturfächern geschrieben haben.
Ein Blick auf die Themenliste der verschiedenen Kurse macht tatsächlich ein bisschen neidisch auf die Breite des Wissens, das dort behandelt wird, und lässt Bewunderung für die Gymnasiasten aufkommen, die tief in interessante Fragestellungen vordringen durften – oder mussten! Sah man jedoch die jungen Leute mittags nach ihren Examina aus der Sporthalle des Schulzentrums wieder in die Sonne heraustreten, brauchte man sich über allzu großen Zwang keine Sorgen zu machen: Sie lachten fast alle befreit und hatten unter den Aufgabenstellungen offenbar nicht allzu sehr gelitten. „Durchaus machbar!“ hieß es durch alle Fachrichtungen hindurch, und auch die Lehrer waren mit den gestellten Aufgaben ganz zufrieden.
Die Lateinlehrer zum Beispiel mit dem Seneca-Brief an Lucilius, der zu übersetzen und zu kommentieren war, aber nach Meinung von Q12-Lateiner Sebastian Seitz durch den vorwiegend parataktischen Satzbau nicht allzu große Probleme bereitete. Für Sebastian kam mit Seneca sogar sein Wunschautor dran.
Zufrieden wirkt nach überstandener Klausur auch Felix Reisinger, der sich aus vier Geografie-Aufgabenblöcken diejenigen über die Tropen südlich der Sahara und über die Nachhaltigkeit der Energiegewinnung in Deutschland ausgesucht hat. „Wer mit den Analysemethoden umgehen und die mitgelieferten Grafiken, Diagramme und Materialien auswerten kann, braucht eigentlich nur noch gesunden Menschenverstand, dann klappt das!“, meint er cool.
„Sehr interessant!“ fand Kristin Fleischmann den französischen Romantext im Abi: Er beschreibt realitätsnah die gemischten Gefühle einer jungen Frau, die eine Million im Lotto gewonnen hat und nun in Paris ihren Scheck abholen darf. Wie sich Kristin auf das Abi vorbereitet hat? „Viel Französisch lesen! Und französische DVDs anschauen“, ist ihr Tipp: „Sex in the City“ auf Französisch – das macht viel Spaß, und so hatte ich mit dem Hörverstehen kein Problem“.
Isabella Peter ist eine von 20 Schülern, die ihre Englisch-Kenntnisse unter Beweis stellten. Auch sie ist nach der Prüfung recht zufrieden. Sie hat in der Nacht vor der Klausur gut geschlafen und brauchte weder Aufputschmittel noch Talisman oder Plüschtier: „Selber groß und stark!“, lacht sie. Der Sachtext über Sammelwut bei Daten in den USA lag ihr, und die Karikatur, die zu kommentieren war, fand sie aussagekräftig.
Ganz unaufgeregt war auch die Vorbereitung von Lukas Jaschik, der in Chemie z.B. über Kunstseide arbeiten musste. Das Beste gegen Prüfungsangst ist nach seiner Meinung, sich vor den Klausuren abzulenken und nicht verrückt zu machen. Er war mit seinen Freunden am Abend vorher chinesisch Essen und hat gemütlich ein Bier getrunken: „Das war optimal!“
Immer wieder heben die Gymnasiasten die gute Vorbereitung durch ihre Seminarleiter und deren kluge Auswahl der Klausuraufgaben hervor. Und nicht zuletzt die Bedeutung der liebevollen Fürsorge und Geduld durch die Eltern im Vorfeld des Abiturs – „solange die keinen Stress machen!“ Denn zum Lernen muss nach eigener Aussage kaum einer gedrängt werden: Nach einer kurzen Verschnaufpause warten schon wieder die „Abi-Trainer“ mit Übungsaufgaben für die Mathematik-Prüfung, die am kommenden Freitag für alle verpflichtend ist und das schriftlichen Abitur abschließt. Im vierten Abiturfach wird dann nur noch mündlich geprüft: Die Colloquien folgen mit zwei Wochen Abstand, dann ist die Reifeprüfung für die 60 Viechtacher Gymnasiasten schon Vergangenheit.
(Franz Würzner)