Fast könnte man meinen, es täte den Schülern des Gymnasiums Leid, bald der Schule für ein paar Wochen den Rücken kehren zu müssen. Denn Gefühl und ein bisschen Wehmut durchzogen wie ein roter Faden die Lieder und Weisen, die beim Sommerkonzert am Mittwochabend in der Aula die zahlreichen Zuhörer erfreuten.
Der laue Sommerabend war die passende Szenerie für so Liebeslieder wie „When I was your man“ des Chors um Sigi Beck, der auch „The Rose“ zu Gehör brachte und die Herzen rührte: So macht den Unterstufenkindern das Singen offensichtlich riesigen Spaß, und Englisch üben sie dabei auch noch. Die Zeiten sind fern, wie es scheint, in denen man mit deutschem Liedgut bei der Jugend Sangesfreude erzeugen konnte. Umso leidenschaftlicher musizieren sie solch bekannte Popsongs, noch dazu, wenn sie wie hier von Laura Hof aus der 7a auf der Gitarre begleitet werden.
Ein weltbekannter Ohrwurm ist auch das „500 Miles“, für das Orchester I mit seinen jungen Streichern gesetzt von Oberstudienrat Michael Pollwein, der auch diesmal das Programm gestaltet und die Gesamtleitung innehatte.
Zum ruhig gestimmten Melodienbogen passte das feine Gitarrenspiel von Tristan Eckmann: Mit seinem „Capriccio“ aus der Feder von Dionisio Aguado wurde er für die Zuhörer im Gymnasium zu einer kleinen Entdeckung: Den jungen Musiker aus der 5d wird man auf dieser Bühne sicher noch oft hören!
Von wem stammte denn der pfiffige kleine Walzer, bei dem Humor aus jeder Note blitzte, der lustig-schräg um musikalische Ecken schrammte und streckenweise sogar dem Kontrabass mit Max Bielmeier (8c) die Melodieführung überließ? Hier war Michael Pollwein, der Musikpädagoge des Gymnasiums, selbst am Werk: Er hatte seine „Petite Valse“ ganz auf die Stärken und Vorlieben seiner Geiger und Bassisten abgestimmt, die bei ihm an der Schule kostenlosen Instrumentalunterricht genießen. Max zeigte sein Können am Kontrabass auch in einem Solostück des Berliners Dirk Strakhof.
Immer wieder wechselte das Instrumentalprogramm mit dem Unterstufenchor ab: Gott sei Dank rief das „Nehmt Abschied Brüder“ der jungen Streicher noch nicht zum Heimgehen auf und war mit seinem schottischen Originaltitel „Auld lang syne“ angekündigt. Die begeisterten Zuschauer im Gymnasium durften sich nach dem stimmungsvollen Gospel „Heaven is a wonderful place“ der Solistinnen Eva Maier (6a), Anna-Lena Kellermaier (9a) und Jorina Schmelmer (9b) vielmehr auf die zweite Hälfte des musikalischen Sommerabends freuen.
Deren schöne Stimmen erklangen auch nach der Pause noch einmal mit einem ergreifenden Gebet der schwarzen Sklaven aus den US-Südstaaten: „It’s me, Lord“. Dann standen verschiedene Solisten, das Orchester II und der Chor der älteren Gymnasiasten im Mittelpunkt.
Nach ihrer kleinen Schwester Theresa (5b), die schon im ersten Teil mit der Geige musiziert hatte, spielte nun auch Annika Fröhlich (10c) souverän als Solistin und trug mit der Querflöte, zusammen mit Leonard Becker (9b) an der Konzertgitarre, den „Tambourin“ von Gossac vor, einem Pariser Zeitgenossen unserer Wiener Klassiker.
Leonard begeisterte als Gitarren-Solist auch im Verband mit dem Orchester II: Seine Virtuosität und Eindringlichkeit beim D-Dur-Konzert von Antonio Vivaldi brachte ihm Ovationen der Zuhörer auf den Rängen der Aula ein. Großen Beifall ernteten auch die Geigerin Angelina Hundshammer (10a) mit ihrem Solo-Stück des Franzosen Mazas, begleitet von ihrer Geigenlehrerin Isolde Pollwein, sowie Carmen Wittenzellner (Q12), die bei der Heavy-Metal-Ballade „Blood Brothers“ mit ihrer Violine dem Mittel- und Oberstufenchor irisch-walisische Folk-Töne untermischte.
Nach Paris entführte dagegen das Orchester II mit einer bewegenden Interpretation von Ediths Piafs Welterfolg „La vie en rose“, dann kamen James-Bond-Fans mit dem Thema aus „Skyfall“ auf ihre Kosten.
Wenn ein Vater unter den Zuhörern spontan gestand: „Da läuft’s einem eiskalt den Buckel runter!“, dann meinte er auch den Chor der Mittel- und Oberstufe, der den zweiten Teil des Sommerkonzerts durch seine stimmliche Kraft und Sangesbegeisterung mit prägte. Hauner Andreas und Biermeier Kathrin als Solisten und die Sängerinnen unter Leitung von Michael Pollwein beschlossen denn auch den musikalischen Abend mit so passenden Titeln wie „Closing Time“ und „Happy Ending“. Und wie fand der kunstbegeisterte Heer Thoolen aus Holland, der schon viele Jahre in Viechtach Urlaub macht, aber das Sommerkonzert des Gymnasiums erst heuer als Event entdeckt hat, den Abend? Das Lob aus Kennermund kommt prompt : „Pico bello!“