Weihnachtsmarkt, Shoppen und ein Theaterabend- fast 50 Schülerinnen und Schüler genossen dieses Programm Ende November in München. Im wunderschönen Cuvilliestheater besuchten sie die Premiere des Stücks „Der zebrochne Krug“.

Da der Text von Heinrich von Kleist Pflichtlektüre im Abitur ist, kannten die Schüler den Text bereits und waren besonders neugierig auf die Umsetzung in der neuen Inszenierung. Leider wurden die Erwartungen weitgehend enttäuscht. Die Inszenierung verpasst die Chance, die zeitlosen Themen des Stücks in die Gegenwart zu transportieren. Statt eine feministische Position zu stärken, wie es andere aktuelle Produktionen tun, wird Eve über weite Strecken des Stücks zum Schweigen gebracht und damit deutlich schwächer gezeigt als Kleist die Figur angelegt hat. Verstörend ist die eigene Variante am Ende der Inszenierung, in der Richter Adam völlig ungeschoren davon kommt. Statt ihn (wie bei Kleist) für seine Übergriffigkeit anzuklagen, übernimmt Eve die Verantwortung für das, was zwischen Richter Adam und ihr geschehen ist und deklariert die Geschehnisse als die erste selbstbestimmte Entscheidung ihres Lebens. Daraufhin wird sie von der Mutter, dem Verlobtem und den kuriosen Rechtsvertretern ratlos auf der Bühne zurückgelassen. Ebenso ratlos über diese Deutung bleiben die Zuschauer zurück.
Der Ausflug war dennoch geprägt von viel guter Stimmung und die nächste Fahrt ist natürlich bereits in Planung!
Bettina Wensauer
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