Sieben Jahre gemeinsame Bühnenerfahrung und die Freude daran, sich kreativ auszutoben, verbinden den Kern der Theatergruppe der Oberstufe am DvL-Gymnasium und ihre Kursleiterin Corinna Schürzinger. In diesem Schuljahr kamen einige Neuzugänge sowie theaterbegeisterte Fünftklässler hinzu, die von „den Großen“ angeleitet wurden. Das Ergebnis: das Stück „Faust and Furious“ und damit ein Theaterabend, der lange in Erinnerung bleiben wird.

Die Nachwuchsschauspieler eröffneten den Abend mit einer lebhaften Beschwerde über ihre langweilige Schullektüre, denn „nur weil ein Buch alt ist, ist es ja nicht automatisch gut“. Diese Unzufriedenheit rief Dr. Faust (Ludwig Winklbauer) höchstpersönlich auf den Plan, der den Kindern in strengem Versmaß anbot, die Schönheit der klassischen Literatur auf einer spannenden Reise näherzubringen.

Kaum waren ihm einige zögernd gefolgt, platzte der farbenfrohe Furious (Johanna Gruber) herein und übernahm mit seiner lebhaften Art das Kommando. In einem Wettstreit zwischen Faust und Furious, wer die Jugend schneller begeistern könne, begann eine höchst amüsante und temporeiche Reise durch berühmte Szenen einiger Filmklassiker.

Der erste Halt war im Wohnzimmer von Sherlock Holmes (Lilli Stürmer) und Dr. Watson (Lilli Weiß). Mitten ins Schachspiel stolperte eine verwirrte Julia (Eva Maria Zeitlhöfler), um über den Tod ihres geliebten Romeos zu berichten. Während Sherlock die Sache schon durchschaut hatte, griff Watson erst zum Notizblock und Julia bereits zum Dolch, um dann dramatisch zusammenzusinken. Zum Entsetzten Watsons ausgerechnet auf dem „schönen Teppich“. Diese „unsägliche Verquickung“ der Figuren ärgerte den ehrwürdigen Dr. Faust, während die mitreisenden Kinder Gefallen an den Veränderungen fanden, für die natürlich Furious gesorgt hatte.

Weniger erfreulich war für die Reisegruppe die Landung im Film „Der Schuh des Manitu“, ausgerechnet mitten in einem Duell. Glücklicherweise kam Furious die geniale Idee, die Duellierenden (Max Wittmann, Eva Rupprecht und Marie Holzapfel) zu „Superperforator“ zum Steppen zu bringen, um sich selbst zu retten. Spätestens an dieser Stelle wurde deutlich: Mit diesem Stück ist der Gruppe ein Meisterwerk gelungen. Als Kurs „Theater und Film“ hatten sie in diesem Schuljahr einmal wöchentlich geprobt, aber auch Videos gedreht, die den Theaterabend bereicherten: So verfolgte das Publikum gespannt Dr. Frankensteins Experimente auf der Leinwand in Stummfilmmanier am Klavier begleitet von Emelie Pangerl, bevor seine Kreatur in der Aula erwachte – dank Furious im rosa Röckchen und bereit für YMCA.

Eine weitere Videoeinspielung zeigte Forrest Gump (Florin Schüren), der zuerst durch Viechtach lief und dann effektvoll aus der Leinwand direkt in die Aula der Schule joggte und seine Runden über die verschiedenen Stockwerke drehte.

Bereits der Anblick des detailreich gedeckten Tisches verriet dem Publikum, dass ein echtes Schmankerl folgen würde: Max Wittmann lief als Butler James zur Höchstform auf und erfüllte in „Dinner for One“ Miss Sophie (Mathilda Litzlbauer) jeden ihrer Wünsche. Als die Kinder jedoch versuchten, die Szene in Farbe und von Englisch auf Bairisch umzuschalten, und zu guter Letzt Gläser durch Bierkrüge ersetzen wollten, war für Faust das Maß voll: Manche Tradition braucht keine Veränderung.

Furious ist da gänzlich anderer Meinung, wenn er seine Begleiter zu Titanic und damit „zum Gipfel der Romantik“ führt. Die Anspielungen auf die Annäherung zwischen Jack (Katja Pangerl) und Rose (Eva Rupprecht) wurde z. B. mit einem Fön für wehende Haare witzig überspitzt dargestellt. Keine „Kalten Füße“ hatte hingegen Frankensteins Monster (Philip Wilhelm), als es seine schon im ersten Akt gezeigten Tanzfertigkeiten mithilfe einer Ballerina (Marie Holzapfel) weiter perfektionieren wollte und dabei Applaus und Lacher des Publikums erntete.

Kindheitserinnerungen dürften manchem der Zuschauer gekommen sein, als nach der Pause Mary Poppins mit Schirm und Klettergurt vom Kuppeldach bis auf die Bühne schwebte, um dort einen seekranken Jungen mit einem „Löffelchen voll Zucker“ wieder fit zu bekommen. Unterstützung bekam sie dabei von Andrea Kaufmann und Sebastian Schlicht, die sie sicherten, sowie vom Unterstufenchor unter Leitung von Isolde Pollwein. Selbst Furious, der sonst nie um eine Lösung verlegen war, geriet da ins Staunen.

Schließlich wurde auch noch das Genre Science Fiction mit „Baguette Wars“ bedient und die Kinder brachen zur Erkundung des Universums auf.

Am Ende der aufregenden Reise konnten sich Faust und Furious einigen: Beständigkeit und Veränderung sind zwei Prinzipien, die sich wunderbar ergänzen. Zum Finale reichten sie sich die Hände und präsentierten das letzte Filmzitat des Abends, den letzten Tanz der Saison aus „Dirty Dancing“. Das Publikum war begeistert.

Schulleiter Martin Friedl zeigte sich beeindruckt von der Leistung der Schülerinnen und Schüler und übertrug die Botschaft des Stücks auf die Bildung. Im Idealfall gehen Kontinuität bei Inhalten und bewährten Konzepten mit Flexibilität und Innovationen in der Vermittlung Hand in Hand.

Johanna Gruber bedankte sich im Namen der Spielenden beim Technik-Team und der SMV sowie mit herzlichen Worten und einem Präsent bei Spielleiterin Corinna Schürzinger dafür, dass sie ihnen in all den Jahren stets den Freiraum gegeben hatte, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und sich kreativ auszuleben. Ihre Lehrerin wiederum hatte für ihre Gruppe noch eine Überraschung im Gepäck: Eine Fotoshow mit besonderen Momenten aus den letzten sieben gemeinsamen Theaterjahren. Auf der Bühne und im Publikum stiegen mit den Erinnerungen auch Rührungstränen auf sowie das Bewusstsein: Beständigkeit und Wandel gehören zusammen.

Bettina Wensauer