Wie kommt die Gurke ins Glas, der Apfel in den Supermarkt und was macht einen Boden eigentlich fruchtbar? Um diesen und vielen weiteren Fragen auf den Grund zu gehen, tauschten die Schülerinnen und Schüler unserer vier 5. Klassen Anfang Juli das Klassenzimmer gegen Gummistiefel und Ackerland. Im Rahmen des Geographielehrplans zum Thema „Landwirtschaft und Ernährung“ führte eine ganztägige Exkursion in den Gäuboden, das Herz der bayerischen Landwirtschaft.

Bereits im Vorfeld wurden gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern wichtige Sicherheitsregeln und Verhaltensgrundsätze für den Besuch landwirtschaftlicher Betriebe erarbeitet und besprochen. Ziel war es, die theoretischen Inhalte des Unterrichts mit praktischen, unvergesslichen Eindrücken zu füllen und den Prozess „Vom Acker auf den Teller“ erlebbar zu machen. Dabei ging es nicht nur um die Vermittlung von Wissen über lokale Landwirtschaft und ihre Produkte, sondern auch um ökonomische Aspekte, die Bedeutung regionaler Wertschöpfung und die Vorstellung verschiedener Berufsbilder in der Agrarwirtschaft.

Der Tag führte die rund 90 Fünftklässler zu drei sehr unterschiedlichen Betrieben, die jeweils ein eigenes Kapitel der modernen Lebensmittelproduktion aufschlugen.

Die erste Station, das Biogartl in Neutiefenweg, bot einen Einblick in die Welt der solidarischen Landwirtschaft und des nachhaltigen „Market Gardenings“. Hier stand die intensive Auseinandersetzung mit den Prinzipien des nachhaltigen Anbaus im Vordergrund. Ausgestattet mit Schaufeln und Teststreifen nahmen die Kinder Bodenproben, um deren Qualität und pH-Wert zu analysieren.  Sie lernten, wie wichtig ein gesunder, lebendiger Boden für den Anbau von vielfältigem Gemüse ist und wie ein landwirtschaftlicher Betrieb im Einklang mit der Natur wirtschaften kann.

Einen beeindruckenden Kontrast dazu bildete der Besuch bei der Unverdorben Agrar GbR in Aholming. Hier erlebten die Schülerinnen und Schüler die Dimensionen des industriellen Gemüsebaus. Auf weitläufigen Feldern, die neben den dominierenden Einlegegurken auch Zwiebeln, Körnermais, Soja, Kartoffeln und Weizen beherbergen, wurde deutlich, welche Logistik und Technik notwendig sind, um große Mengen für die Weiterverarbeitung zu produzieren. Um die Vielfalt der angebauten Feldfrüchte und die zugehörigen Erntemaschinen spielerisch zu vermitteln, wurde den Schülerinnen und Schülern ein interaktives Legespiel angeboten. Hierbei wurde auch die wirtschaftliche Bedeutung der Gurken klar: Obwohl sie nur auf einem kleinen Teil der gesamten Nutzfläche angebaut werden, tragen sie maßgeblich zu zwei Dritteln des Betriebsumsatzes bei. Um das Verständnis für den Boden und seine Wasseraufnahmefähigkeit zu vertiefen, wurde zudem ein spannender Versickerungsversuch auf dem Acker durchgeführt. Ein weiteres Highlight war die Möglichkeit, selbst erntereife Gurken direkt vom Feld zu pflücken und anschließend verschiedene Gurkenprodukte – von der sauren Einlegegurke bis zum frischen Salat – zu verkosten, was den Weg vom Feld in die Konservendose oder das Glas anschaulich verdeutlichte.

Als dritte Facette der regionalen Landwirtschaft präsentierte sich der Obsthof Dorfmeister in Garnschwaig. Der Familienbetrieb zeigte eindrucksvoll, wie mehrere Standbeine – Obstbau, Hühnerhaltung und Imkerei – ein ganzheitliches System bilden. Die Schüler spazierten durch die Apfelplantagen und erfuhren, wie wichtig die richtige Sortenwahl und eine fachgerechte Lagerung für die ganzjährige Verfügbarkeit von knackigen Äpfeln sind.  Dabei erhielten sie auch Einblicke in die Herausforderungen des Obstbaus, insbesondere im Kampf gegen Pflanzenkrankheiten wie den Apfelschorf und Schädlinge wie die Blutlaus, und wie diesen mit modernen Methoden begegnet wird. Ein wichtiges Thema war zudem die effiziente Bewässerung: Während für die Apfelbäume eine präzise Tropfbewässerung mit einem individuellen Ventil für jeden Baum zum Einsatz kommt, wurde auch über die Bewässerung in Folientunneln, beispielsweise für den Anbau von Gurken, gesprochen – ein Beispiel für moderne, wassersparende Techniken in der Landwirtschaft. Einen weiteren Höhepunkt bildete die Demonstration der professionellen Obstsortierung und die Möglichkeit, frisch gepressten Apfelsaft direkt vor Ort zu probieren.

Die Exkursion war mehr als nur ein Ausflug. Sie war eine lehrreiche Reise, die den Kindern die Vielfalt, die Komplexität und die Bedeutung der regionalen Landwirtschaft vor Augen führte. Von ökologischen Kreisläufen über unterschiedliche Wirtschaftsformen bis hin zur Wertschöpfungskette „vom Feld bis zum Verbraucher“ wurden abstrakte Begriffe greifbar. Die Resonanz der Schülerinnen und Schüler war durchweg positiv. Viele äußerten sich überrascht über die Komplexität und Vielfalt der Landwirtschaft und betonten, wie viel sie an diesem einen Tag gelernt und wie sehr sich ihre Perspektive auf Lebensmittel verändert habe.

Wir danken den Betrieben für ihre Gastfreundschaft und den Geographielehrkräften Matthias Lehner, Andreas Egner und Mark Nelz für die Organisation dieses wertvollen Lerntages. Ein besonderer Dank gilt zudem den engagierten Eltern, die uns als Begleitpersonen tatkräftig unterstützt und so zur Sicherheit und dem reibungslosen Ablauf der Exkursion beigetragen haben.

Matthias Lehner